Warum haben Sie sich als Yoga-Praktizierende entschieden, Rolfer® zu werden?
Rückenprobleme führten mich zu Yoga, Knieschmerzen zu Rolfing. Die Beweglichkeit meiner Wirbelsäule war stark eingeschränkt und mein Arzt empfahl mir, mit Yoga zu beginnen. Das tat ich und merkte schnell, dass sich meine Beweglichkeit und Flexibilität deutlich verbesserte. Mein Knie schwoll nach Läufen, besonders nach Wettkämpfen, stark an und sogar langsam gehen war schmerzvoll - laufen ging gar nicht mehr. Ich konsultierte zahlreiche Ärzte und schließlich wurde ich am Knie operiert. Nichts war wirklich erfolgreich bis ich 2005 einen Rolfer kennenlernte. Er erklärte mir, was Rolfing ist und ich vereinbarte einen Termin bei ihm. Die Behandlung war erfolgreich, die Knieschmerzen waren weg, ich war begeistert und wollte wissen, wie DAS funktioniert. So startete ich meine Rolfing-Ausbildung in München und stellte fest, dass der Yogastil, den ich damals praktizierte, vieles von dem, was ich im Rolfing gelernt hatte, nicht berücksichtigte. Die Anweisungen zur Ausrichtung waren mangelhaft, wenn überhaupt vorhanden. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen. Bei einem beruflichen Aufenthalt 2009 in San Francisco entdeckte ich den Yogastil, den ich heute noch praktiziere, der für mich Rolfing im Yoga ist. Es gibt zahlreiche Anweisungen zur optimalen Ausrichtung in der Yogaposition, die häufig unseren Rolfing Movement™-Anweisungen ähneln, oft sogar gleichen. Ich habe dann meine Yoga-Ausbildung in diesem Yogastil gemacht und leite jetzt Yoga-Ausbildungen, in denen natürlich Rolfing eine Rolle spielt. Vor allem, wenn es um eine gute Ausrichtung und Haltung geht.
Was sind die Vorteile, die Rolfing für jemanden, der Yoga praktiziert, bringen kann?
Beim Yoga gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Yogastilen. Dieser Beitrag basiert auf dem von mir praktizierten Yogastil, dem Anusara® Yoga:
Wir erfahren durch Yoga Kraft und Flexibilität. Wenn aber Faszien verklebt und Muskeln durch jahrelange ungünstige Bewegungen oder Bewegungslosigkeit stark verkürzt sind, dann brauchen wir Unterstützung. Idealerweise von einem Rolfer, der weiß, wie Bewegung funktioniert. Als Rolfer sind wir dafür ausgebildet. Wir sehen den ganzen Körper und nicht nur das schmerzende Knie - wie es in meinem Fall war. Diese ganzheitliche Sichtweise hilft dabei, nach anderen Bereichen im Körper zu suchen, die der Auslöser/die Quelle des Schmerzes sein können. Wir sind nicht nur auf einen Teil des Körpers fokussiert - wir haben einen ganzheitlichen Blick auf Körper und Geist.
Wenn ich also sehe, dass ein/e Yoga-Teilnehmer:in den Arm nicht strecken oder nicht einmal hochheben kann, dann habe ich die Möglichkeit, mit Rolfing zu prüfen, warum diese Einschränkung besteht, und wir können gemeinsam daran arbeiten, den Bewegungsraum dieser Person zu verbessern. Yoga hilft dann, diesen Bewegungsspielraum auch zu erhalten. Das gilt natürlich nicht nur für den Arm-Schulter-Gürtel, sondern auch für zahlreiche Herausforderungen in den Hüften, Beinen und natürlich im Rücken. Für mich sind Rolfing und Yoga eine wunderbare Kombination, beide sind eine große Unterstützung für ein Leben mit mehr Bewegungsfreiheit, Kraft und Flexibilität sowie einer gesunden und ausgewogenen inneren und äußeren Ausrichtung.
Autorin: Zertifizierte Rolferin®, Dr. Eva Ananya Pöschl-Walter - Österreich
Bildnachweis: Titelbild: Nicolas Ipiña, Unter: @yongsubi